In einer Welt, in der Zahlen, Daten und Fakten dominieren, wird eines oft übersehen: Die wahre Macht der nonverbalen Kommunikation. Doch bevor Inhalte ihre Wirkung entfalten können, muss eine Beziehung aufgebaut werden – und das passiert nicht mit Worten, sondern mit Gesten, Mimik und Körpersprache.
In diesem Gastbeitrag zeigt Thomas Wilhelm Albrecht, Rhetorik-Experte und Bestsellerautor, wie wir nonverbale Signale nicht nur lesen, sondern gezielt steuern können, um unsere Botschaften kraftvoll und authentisch zu vermitteln. Erfahren Sie, warum die Körpersprache oft wichtiger ist als das gesprochene Wort, wie Führungskräfte durch Mimik und Gestik ihre Wirkung verstärken – und wie Sie durch kleine Veränderungen große Erfolge erzielen können.
Im anschließenden Interview steht Thomas Wilhelm Albrecht Rede und Antwort. Lassen Sie sich inspirieren und entdecken Sie die Schlüsselfaktoren erfolgreicher nonverbaler Kommunikation!
Bild: (C) Thomas W. Albrecht, www.twa.gmbh / Foto: PicturePeople
Thomas Wilhelm Albrecht (Bild) ist Speaker, Berater und Trainer. Für seine Analysen setzt er auf eine Kombination aus Psychologie und NLP 4.0, Hypnotherapie und Spiral Dynamics. Der Kommunikations- und Rhetorik-Spezialist ist gefragter Vortragender und Buchautor, u.a. von Bestsellern wie "Kampfrhetorik" oder "Die besondere Kraft der achtsamen Sprache". Am ProMediaCampus gibt er sein Wissen im Medientraining "Nonverbale Kommunikation" weiter.
Gastbeitrag
Das Fundament nonverbaler Kommunikation
von Thomas Wilhelm Albrecht
Dein Gehirn ist ein wahres Meisterwerk. Es besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen, die in einem fein abgestimmten Netz miteinander verbunden sind. Die schiere Menge dieser Verbindungen sprengt jede Vorstellungskraft. Dein Gehirn ist nicht nur der Sitz deines Bewusstseins, sondern auch deines Unbewussten. Stell es dir als unendlichen Raum vor, in dem sich ständig neue, dynamische Prozesse abspielen. Täglich entstehen neue Nervenzellen und Verbindungen, während alte weichen – eine fortwährende Metamorphose, die die Grundlage deines Denkens, Sprechens und deiner Bewegungen bildet.
Alle deine Sinne – Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken – sind das Ergebnis der erstaunlichen Arbeit deines Gehirns. Deine Sinnesorgane erfassen die Welt um dich herum, indem sie Reize wie Licht, Klang, Berührung und Duft in elektrische Signale umwandeln. Diese Signale werden an spezielle Bereiche deines Gehirns geschickt, die perfekt darauf ausgerichtet sind, sie zu verarbeiten. Manche Reize kommen direkt aus deinem eigenen Körper und ermöglichen dir ein tiefes Verständnis und Gespür für dich selbst. Und während du nur einen Bruchteil dieser Reize bewusst wahrnimmst, formen sie gemeinsam eine reiche, innere Welt aus Bildern, Klängen, Empfindungen, Geschmäckern und Gerüchen. Dein Gehirn bewertet diese Reize in der Amygdala, wodurch Emotionen entstehen – von tiefer Freude bis hin zu Stress. Diese Erlebnisse und Emotionen werden in deinem Unbewussten abgespeichert, wie wertvolle Kunstwerke in einem Museum, das nur darauf wartet, dass du das Licht anschaltest, um all die Schätze, die in dir ruhen, zu entdecken.
Deine Erinnerungen sind der Schlüssel zu deinen Werten, Überzeugungen, Erfahrungen, Entscheidungen und Meinungen. Sie formen die Grundlage für alles, was du tust – für dein Verhalten ebenso wie für deine Sprache und nonverbale Kommunikation. Was daraus folgt, ist eine kraftvolle Erkenntnis: Die Werte, Überzeugungen und Erfahrungen jedes Menschen sind einzigartig. Jeder von uns hat einen eigenen Weg, geprägt durch individuelle Erlebnisse, Begegnungen, Familie, Freunde und Mentoren. Deshalb ist jeder von uns ein unverwechselbares Individuum, das die Welt auf ganz persönliche Weise sieht. Jede deiner Handlungen, jede Geste, jedes Wort erzählt die Geschichte deiner einzigartigen Werte und Erfahrungen. Und weil das für uns alle gilt, hat das Verhalten eines jeden Menschen mehr mit ihm selbst zu tun als mit den äußeren Umständen. Dies zu verstehen, verleiht uns die Freiheit, Menschen so anzunehmen, wie sie sind – und gleichzeitig zu erkennen, dass auch wir selbst die Macht haben, uns weiterzuentwickeln.
Dein bewusster Verstand ist das Werkzeug, mit dem du die verborgenen Erinnerungen deines Unbewussten ans Licht holen kannst. Durch neue Erfahrungen, Coaching oder Medientraining hast du die Möglichkeit, diese Erinnerungen zu transformieren. Erinnerungen sind nicht in Stein gemeißelt – sie sind lediglich Konstrukte, die nie die volle Realität widerspiegeln. Das bedeutet, du hast die unglaubliche Fähigkeit, dich selbst immer wieder neu zu erfinden. Du kannst neue Fähigkeiten erlernen, veraltete Überzeugungen hinter dir lassen und sogar dein äußeres Erscheinungsbild, dein Auftreten und deine nonverbale Kommunikation nach deinen eigenen Vorstellungen gestalten.
Du trägst die Macht der Veränderung in dir. Dein Geist, dein Körper, deine Kommunikation – all das liegt in deinen Händen. Jeder Tag ist eine neue Gelegenheit, deine wahre Stärke zu entdecken und die Person zu werden, die du sein möchtest.
Thomas Wilhelm Albrecht im Interview
Bild: (C) Thomas W. Albrecht, www.twa.gmbh / Foto: PicturePeople
1. Herr Albrecht, Sie sind Rhetorik- und Kommunikationsexperte. Was fasziniert Sie persönlich an der nonverbalen Kommunikation?
Nonverbale Kommunikation entsteht durch unseren Körper, wie Mimik, Gestik und die Art und Weise, wie wir sprechen und uns bewegen. Die meisten Körperbewegungen erfolgen unbewusst, das heißt, wir denken nicht darüber nach, sondern handeln automatisch. Dadurch drücken wir unbewusst aus, was wir von der anderen Person halten, wie wohl wir uns fühlen und wie sehr wir selbst an das gesprochene Wort glauben. Nonverbale Kommunikation ist somit ein Ausdruck der Beziehung zu uns selbst und zu unserem Gegenüber. Es ist immer die nonverbale Kommunikation, anhand derer wir als Erstes entscheiden, ob wir eine Person sympathisch finden oder nicht.
2. Viele Menschen glauben, dass bei der Kommunikation nur der Inhalt zählt. Warum ist es so wichtig, auf nonverbale Signale zu achten?
Nonverbale Signale sind ein Ausdruck von Beziehungen. Jemandem, den man mag, nähert man sich anders an als jemandem, den man nicht mag. Jemandem, den man achtet, begegnet man anders als jemandem, den man verachtet. Diese Signale werden von der anderen Person wahrgenommen und ihnen wird mehr Glauben geschenkt als dem eigentlichen gesprochenen Inhalt. Zuerst muss man jemanden mögen und wertschätzen, bevor seine Inhalte überhaupt ankommen können. Wir Menschen glauben nur denen, die wir auch mögen.
3. Wie können Führungskräfte nonverbale Kommunikation nutzen, um ihre Wirkung auf das Team zu verstärken?
Nonverbale Kommunikation wirkt immer, ob man es möchte oder nicht. Will jemand seine Wirkung verstärken, ist es zunächst erforderlich, die eigene Einstellung anzupassen. Erst wenn das Team geschätzt, geachtet und anerkannt wird, die Ergebnisse gewürdigt und jede einzelne Person als Mensch gesehen wird, drückt sich dies auch in der nonverbalen Kommunikation der Führungskräfte positiv und wirkungsvoll aus.
4. In Ihrem Workshop am ProMediaCampus gehen Sie auf die Überlebenshaltungen nach Virginia Satir ein. Was genau versteht man darunter und wie können diese das Verhalten in Gesprächen beeinflussen?
Menschen mit mangelndem Selbstwertgefühl zeigen dies oft durch ihre Körperhaltung, insbesondere wenn sie sich bedrängt oder gefährdet fühlen. Virginia Satir hat in ihrer Arbeit vier Überlebenshaltungen erforscht, die auf unterschiedlichen Formen von geringem Selbstwert beruhen: der Ankläger, der Ablenker, der Rationalisierer und der Beschwichtiger. Ergänzt werden diese durch eine Haltung von Menschen mit hohem Selbstwertgefühl, nämlich dem Leveler (dem Kongruenten), der aufrecht steht, nur wenig Bewegungen macht und einen symmetrischen Eindruck hinterlässt.
5. Emotionen spielen bei nonverbaler Kommunikation eine zentrale Rolle. Wie können Körpersprache, Gesten und Mimik dazu beitragen, dass wir authentischer wirken?
Menschen sind immer echt und authentisch, doch sie werden nicht immer als solche wahrgenommen oder bewertet. Jeder Mensch verhält sich stets in Übereinstimmung mit seinem inneren Zustand. So wie aus einem Gefäß mit Wasser nur Wasser fließen kann, verhält es sich auch beim Menschen. Es kann jedoch vorkommen, dass wir ein Verhalten zeigen, das weder uns selbst noch unserem Umfeld vertraut ist. In solchen Momenten wird die Person als “nicht authentisch” bezeichnet. Korrekt wäre es jedoch zu sagen, dass das beobachtete Verhalten ungewohnt ist. Menschen können nicht authentischer erscheinen, da sie, wie bereits erwähnt, immer authentisch sind. Sie können jedoch ein Verhalten zeigen, das dem Publikum vertraut ist, und werden dann als “authentisch” wahrgenommen.
6. Sie betonen in Ihrem Seminar auch die Bedeutung der Bühnenanker. Was sind Bühnenanker und wie können sie einem Redner helfen, souverän aufzutreten?
"Bühnenanker sind Positionen auf der Bühne, die mit einer bestimmten Botschaft oder Emotion verbunden sind."
Ein Beispiel: Stehe ich als Redner, aus Sicht des Publikums, links auf der Bühne, wenn ich über die Vergangenheit spreche, und rechts, wenn ich über die Zukunft spreche, dann stellen diese Positionen eine räumliche Abbildung meiner Worte dar. Wenn ich während meiner Rede wieder die linke Position einnehme, erkennt das Publikum sofort: Aha, jetzt spricht er von der Vergangenheit. Genauso kann ich verschiedene Charaktere auf unterschiedliche Positionen verankern, was die Darbietung klarer und leichter verständlich macht. Auf Bühnen sind Bühnenanker oft durch gekreuzte Klebebänder am Boden gekennzeichnet. Sie helfen Schauspielern oder Rednern, bei bestimmten Aussagen immer denselben Ort einzunehmen, damit das Publikum eine unbewusste Wiedererkennbarkeit hat.
7. In Zeiten von Online-Meetings: Wie können wir nonverbale Kommunikation in der digitalen Welt effektiv nutzen, um überzeugend zu wirken?
Nonverbale Kommunikation spielt sowohl bei Online-Meetings als auch bei Telefongesprächen eine wichtige Rolle. Denken wir nur an die Stimme, die Stimmlage, die Sprechgeschwindigkeit und die Intonation. Sie haben erheblichen Einfluss darauf, wie das Gesagte aufgenommen und verstanden wird. Bei Online-Meetings können wir die Kamera ein- oder ausschalten. Es macht einen Unterschied, ob wir uns zeigen oder verbergen. Schalten wir die Kamera ein, sind sofort unser Gesicht, unsere Mimik und Gestik sichtbar. Ebenso der Hintergrund, die Kameraeinstellungen, unsere Position im Bild und die Bildqualität. Diese Aspekte verraten, wie viel Wert wir auf ein erfolgreiches Online-Meeting legen. Gute Online-Meetings sind außerdem interessant und spannend moderiert. Sie folgen einer gewissen Dramaturgie, einem durchdachten Ablauf, und wecken Neugierde, ähnlich wie gut gemachte TV-Shows.
8. Sie sprechen in Ihrem Workshop von Charisma. Wie lässt sich Charisma nonverbal ausstrahlen und wie wirkt es auf das Gegenüber?
"Charisma ist, wie Authentizität, eine Wahrnehmung, die einem von anderen zugeschrieben wird."
Mit anderen Worten, man kann nicht charismatisch sein, sondern nur als charismatisch wahrgenommen werden. Einige Menschen empfinden jemanden als charismatisch, während andere dies nicht tun. Um als charismatisch wahrgenommen zu werden, ist es hilfreich, mit sich selbst im Reinen zu sein, echtes Interesse an anderen zu zeigen sowie Selbstsicherheit, Empathie, Vertrauenswürdigkeit und Gelassenheit auszustrahlen. All diese Faktoren drücken sich in nonverbaler Kommunikation aus, die von der Umgebung wahrgenommen und als charismatisch bewertet wird. Charismatische Menschen werden besonders oft von jenen als attraktiv empfunden, die diese Eigenschaften ebenso gerne zeigen und ausstrahlen würden.
9. Wie können Teilnehmer Ihres Workshops das Gelernte in der Praxis umsetzen und welche Rolle spielen dabei die praktischen Übungen?
Praktische Übungen haben in meinen Workshops einen hohen Stellenwert. Es geht sowohl um Techniken der nonverbalen Kommunikation als auch um die innere Einstellung, das eigene Mindset, durch das nonverbale Kommunikation „gesteuert“ wird. Bei allen Übungen gehe ich gezielt auf die individuellen Bedürfnisse der Teilnehmenden ein. Sie bekommen unmittelbares, wertschätzendes und hilfreiches Feedback, sowohl von den anderen Teilnehmenden als auch von mir. Alle bisherigen Teilnehmenden berichteten, dass sie nach dem Workshop von ihrer Umgebung positiver wahrgenommen werden.
10. Warum sollte jeder, der beruflich kommuniziert, seine nonverbale Kommunikation verbessern? Was können Teilnehmer von Ihrem Training am ProMediaCampus erwarten?
Wir alle wollen wahrgenommen und anerkannt werden. Wir möchten einen Beitrag leisten und eine gewisse Bedeutung haben. Das erreichen wir nur, wenn uns andere Menschen folgen und wir zu ihrem Leben etwas Wertvolles beitragen können. Dafür bedarf es einer gelingenden Kommunikation, deren Hauptbestandteil die nonverbale Kommunikation ist. Der dadurch ermöglichte Beziehungsaufbau zwischen Menschen ist die Grundvoraussetzung dafür, dass andere Menschen uns zuhören, unseren Worten folgen und darin einen Mehrwert erkennen.
"Was wir sagen, sind unsere Worte. Wie wir es sagen, ist unsere nonverbale Kommunikation – unser Umgang miteinander."
Frei nach dem Philosophen Friedrich Nietzsche: „Willst du das Ergebnis verbessern, musst du zuerst die Form und deine Gedanken, also deine nonverbale Kommunikation, verbessern.“ Die Teilnehmenden meines Workshops können daher erwarten, beruflich bessere Ergebnisse zu erzielen.
Thomas Wilhelm Albrecht LIVE am ProMediaCampus erleben
Im Medientraining „Nonverbale Kommunikation“ mit Thomas Wilhelm Albrecht am ProMediaCampus erfahren Sie, wie nonverbale Signale die zwischenmenschliche Verständigung verbessern und wie Sie diese gezielt einsetzen können. Melden Sie sich an und entdecken Sie, wie Sie Ihre Wirkung auf andere nachhaltig stärken können!
Termine:
29. Januar 2025
25. März 2025
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